AUS und VORBEI für die Kulturplattform jourfixe-muenchen nach über zwanzig ereignisreichen Jahren, in denen sie die Münchner Kunst- und Kulturszene mitgeprägt und für die eine oder andere Schlagzeile gesorgt hat! Unvergessen dabei die legendär verrückten Zeit in Wolfi Kornemanns Nachtcafé!!, als „Graffiti Sprayer sich Schlägereien mit den Türstehern lieferten, Miki Theodorakis Bouzouki-Solist musikalische Akzente setzte, Oscar-Preisträgerin Caroline Link die Aufführung eines Tanz-Theater-Projekt für Hörende und Gehörlose eröffnete, die Münchner Rock’n Roll Ikone Richard Rigan splitternackt eine Champagnerflasche zum Feigenblatt umfunktionierte und La Femme sich zwischen Minne und Trieb“ räkelte – all dies und vieles mehr, um jene kreative Reibung zu erzeugen, die neue künstlerische Impulse setzt …

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„Alles hat seine Zeit …“ heißt es so treffend in der Bibel – und ich denke, die Kulturplattform jourfixe-muenchen hatte ihre Zeit, als der Kulturbetrieb noch recht konservativ daherkam, häufig mehr einem seriösen Image verpflichtet, als innovativen künstlerischen und kulturpolitischen Visionen. Doch ohne Letztere, kombiniert mit entsprechendem Mut zum Risiko, ist eine lebendige Kunst- und Kulturszene auf Dauer nicht möglich. Diesbezüglich hat sich unendlich viel von dem zum Positiven verändert, was mir vor zwanzig Jahren oft genug als „meine ureigensten Windmühlen“ erschien … 😦
Dass ich lediglich eigene Konzepte verfolgt und anderweitig Prioritäten gesetzt habe, als viele meiner Kolleginnen und Kollegen, wurde damals häufig weder verstanden noch respektiert. Daher machte zu jener Zeit die Gründung eines eigenen künstlerischen Biotops, innerhalb dessen ich mit Gleichgesinnten Projekte realisieren konnte, absolut Sinn.
- Diversität
- Experimentierfreude
jenseits verkopfter Avantgarde-Attitüden- Inklusion
- Kultur für Alle
- mehr Durchlässigkeit zwischen Sub- und Hochkultur
- Gleichberechtigung aller Kunststile
egal ob Comic-Kunst, Literatur, Breakdance oder klassisches Ballett
Fast gebetsmühlenartig habe ich obige Stichworte propagiert und schließlich, im Rahmen meiner Möglichkeiten, bei jourfixe-Veranstaltungen und in eigenen Produktionen, in Kooperation mit gleichgesinnten Vereinsmitgliedern umgesetzt.

Mit vielen stehe ich bis heute in Kontakt/Kooperation > PEOPLE
Heute jedoch stellt sich mir der Kunst- und Kulturbetrieb ganz anders dar: Eine neue Generation hat längst die Szene übernommen und viele jener Anliegen verwirklicht, von denen ich damals nur träumen konnte. Überall entstehen neue Foren für Kunst- und Kulturschaffende, die wiederum zunehmend verstehen, dass es darauf ankommt, sich den Rahmen zur künstlerischen Selbstverwirklichung selbst zu schaffen, u.a. durch kulturpolitisches Engagement und das im Schulterschluss, wie es im Bereich „Theater“ beispielsweise das Netzwerk Freie Szene München mit guten Ergebnissen seit Jahren praktiziert. Die Losung „Gemeinsam sind wir stark!“ gilt für den Kunst- und Kulturbetrieb ebenso, wie für alle anderen Branchen, denn die Wahrscheinlichkeit, dass uns andere das Bett machen, in dem wir liegen möchten, bleibt gering. Erst recht in der Kreativbranche!

Diesen Weg hatte auch die Kulturplattform jourfixe-muenchen in den letzten Jahren verstärkt eingeschlagen, nur ist leider sind viele ToDo’s am Vorstand hängen geblieben, zu viele für einen Verein aus Kunst- und Kulturschaffenden, die von Haus aus einem sehr eng getakteten Zeitplan anhängen.

Nun gab Schauspieler Sven Hussock, der amtierende Erste Vorsitzende des jourfixe-muenchen das endgültige AUS der von mir 1999 gegründeten Kulturplattform bekannt. In einem vorhergehenden Telefonat hatte er mich informiert – und auch ich keine Möglichkeiten einer Fortführung des jourfixe mehr gesehen:
Zu sehr habe ich mich, nach meinem Ausscheiden im Herbst 2020 umorientiert, meine speziellen Themenfelder für > Blogbeiträge und > eigene Produktionen (Historicals) neu definiert. Dito mein langjähriger jourfixe-Partner und Erster Vorsitzender Jon Michael Winkler, der sich inzwischen schwerpunktmäßig der fernöstlichen Heilkunde des Jin Shin Jyutsu widmet..

> Von der Bühne zum Jin Shin Jyutsu
Ein neues Kapitel im Leben von Jon Michael Winkler,
dem die Bretter nicht mehr die Welt bedeuten …
Via Email teilte Sven Hussock, von 2020 bis Ende 2022 jourfixe-Vorsitzender, jetzt mit:
Liebe Mitglieder, liebe Künstlerinnen und Künstler, liebe Kulturschaffende,
29.12.2022, Sven Hussock, Erster Vorsitzender der Kulturplattform jourfixe-muenchen, 2020 – 2022
ich hoffe, ihr hattet schöne Feiertage.
Leider muss ich in diesem letzten Mitgliederbrief das Einstellen der Arbeit des Vereins zum 31.12.2022 bekannt geben.
Wir haben uns in den letzten zwei Jahren insbesondere um kulturpolitische Themen sowie Netzwerkarbeit innerhalb Münchens bemüht. Dies ist teilweise gelungen, aber nicht in dem Umfang wie wir es uns gewünscht hätten.
Das hat verschiedene Gründe: Einer davon ist natürlich unsere ehrenamtlichen Kapazitäten, die oft nicht ausreichen, um die eigenen gesteckten Ziele zu verfolgen. So wurden wir unserem eigenen Anspruch nicht gerecht und das wollen wir nicht. Wir möchten uns insbesondere bei Robert Landinger bedanken, der unsere Homepage erstellte und
pflegte, sowie Katrin Neoral, die durch ihr großes kulturpolitisches Engagement stets kompetente Ansprechpartnerin ist und war.
Außerdem nochmal ein Danke an Gaby dos Santos und ihre Mitstreiter:innen, die den Verein gegründet und zu einer ganz persönlichen Kulturplattform gemacht haben, die in ganz München Mitglieder und Interessierte fand.
Trotz des Einstellens der Arbeit des Vereins werden wir uns sicher bei vielen Gelegenheiten wieder sehen und weiterhin für Kultur in München arbeiten und kämpfen.
Soooo schade!!! Aber liebsten Dank an die wunderbare Gründerin Gaby dos Santos und die Vorstände von damals wie heute! Als lose Kontaktplattform könnte der Jour fixe doch bestehen bleiben, hoffe ich. Das versüßt den Abschied etwas. Herzlichst Eure Angelica Fell mit Freie Bühne München
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