Das Tanzbein schwingen, bevor es zur Arbeit geht …
So geschehen im ausgehenden 19. Jahrhundert, als sich im Sommer das Münchner Hauspersonal regelmäßige ein Tanzvergnügen gönnte. Sonntags trafen sich bei schönem Wetter, zwischen 5h und 8h früh, am Chinesischen Turm im Englischen Garten bis zu 5000 Hausangestellte, um das Tanzbein zu schwingen.
Danach war wieder „Welt“ und der Zauber der Ballnacht abrupt verflogen, denn die Arbeit rief wie immer, was die extrem frühe Uhrzeit des Kocherlballs erklärt. Das namensgebende Wort „Kocherl“ bezeichnet ursprünglich vor allem die Köchin, aber auch das Küchen/-Personal und wurde daher für das Tanzereignis übernommen.

Eine pfiffige Lösung für tanzfreudige FrühaufsteherInnen, die der Herrschaft jedoch als suspekt aufgestoßen sein muss, denn bereits 1904 wurde die Veranstaltung, angeblich aus !Mangel an Sittlichkeit, verboten.

Im Rahmen der Feierlichkeiten zum zweihundertjährigen Bestehen des Englischen Gartens wurde 1989 erstmals wieder ein Kocherlball durchgeführt. Seitdem findet die Veranstaltung einmal jährlich an einem Sonntag im Juli statt. Die Pächter von Restaurant und Biergarten am Chinesischen Turm sowie das städtische Kulturreferat laden jeweils zwei, jährlich wechselnde, Tanzkapellen ein, die, einander ablösend, von 6 bis 10 Uhr musizieren. Getanzt werden u. a. Walzer, Polka, Zwiefacher und Münchner Française. (…) Viele Teilnehmer kommen in Tracht (Dirndl, Lederhose), manche auch in alten Dienstbotenuniformen oder bürgerlicher Kleidung des 19. Jahrhunderts. (Wikipedia > MEHR )

Nach zwei Jahren Zwangspause, bedingt durch Corona, war der Andrang zum Kocherlball in diesem Jahr besonders groß, trotz der herausfordernd frühen Uhrzeit – zumindest, was mich anbelangt. Glücklicherweise zählt Fotograf Sigi Müller zum Typus der Lerchen, für die frühes Aufstehen weiter kein Problem darstellt. Bereits ab 3.45 Uhr fand er sich am Chinesischen Turm ein.


Was er dann vor allem in der „blauen Stunde“, unmittelbar am Scheitel zwischen Nacht und Tag mit seinen Kameras an Stimmung eingefangen hat, erntete zu Recht, neben Riesenbeifall im Netz, auch eine ganze Seite in der Münchner Abendzeitung. Mich persönlich haben die Bilder berührt, als hätte ich die magische Atmosphäre selbst erlebt.



Um einige dieser Momentaufnahmen zu bewahren, veröffentliche ich sie auf dieser Seite,
mit freundlicher Genehmigung von Sigi Müller > www.augenblick-fotografie.com
Mehr Beiträge von und zu Fotograf Sigi Müller im GdS-Blog >
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