Zum Tod von Toni Netzle am 27. Oktober 2021

Noch Jahrzehnte nach ihrem Abschied als Wirtin des historischen Künstlerlokals „Alter Simpl“ war Toni in München weltberühmt. Unmöglich, mit ihr irgendwohin zu gehen, ohne von Passanten angesprochen zu werden. Doch in den letzten Jahren war jeder Schritt für Toni beschwerlicher geworden und in den letzten Monaten und Wochen hatte sich ihr Zustand bedenklich verschlechtert.

Links das Cover von Tonis Buch, erschienen im 2010, im Hirschkäfer Verlag,
mit herrlichen Reminiszenzen, die weit über Münchner Lokalkolorit heraus reichen **> MEHR**

Mit Tonis Tod hatte man rechnen müssen, trotzdem stand für mich die Zeit einen Moment lang still, als ich soeben, via Martin Arz, Hirschkäfer Verlag München, von ihrem Tod erfahren habe. Irgendwie tröstlich, dass es ausgerechnet über ihn geschehen ist, denn in seinem Verlag war Tonis Buch Mein Alter Simpl erschienen. 2010 war das und zugleich der Zeitpunkt, an dem Toni auch in mein Leben trat. Für zehn Jahre intensiver Begegnungen.

März 2010, leider halb verdeckt hinter mir Toni und neben ihr Lale Andersens Sohn Michael Wilke
bei der Premiere des Historicals „DAS LIED VON LILI MARLEEN“, in dem Toni mit einer Anekdote (O-Ton-Einblendung) vertreten ist

Damals lernte ich sie über Michael Wilke, den Sohn von „Lili Marleen“-Sängerin Lale Andersen kennen. Kurz darauf erschien ihr Buch, zu dessen Präsentation sie mich einlud. So begann unsere Freundschaft und vor allem auch eine langjährige Bühnenzusammenarbeit.

Oben links: Frierend beim Open-Air: Generalprobe zum Historical „450 Jahre Alter Südfriedhof„
Rechts daneben: Auftritt bei Csaba Gals Künstlerkreis Kaleidoskop,
darunter zwei Fotos von Veranstaltungen im Internationalen PresseClub München,
Unten links: PR-Foto von Dirk Schiff, entstanden im Münchner Künstlerhaus
Daneben: Im Bayerischen Landtag mit SPD-Stadtrat Christian Vorländer
Darunter bei der Vernissage von Dirk Schiff „We are all the same„ im Hotel Le Méridien

Im Februar 2020 gastierten wir bei unserer Freundin Cecilia Gagliardi und Olaf Kübrich im Theater im Roßstall in Germering mit einer der Bühnencollagen, die ich mit Toni auf Grundlage ihres Buches erarbeitet hatte.

Standbild zur Bühnencollage, die wir im Februar 2020 in Germering aufführten und die unser letzter Auftritt werden sollten. Daher ist das Foto rechts (von Harry Rosenkind) unser letztes gemeinsames Foto aus inzwischen einem halben Bilderbuch voller gemeinsamer Erinnerungen

Im März 2020 waren ein gemeinsamer Auftritt in Jutta Speidels Kulturbühne Spagat geplant- und vor allem die große Feier zu ihrem 90. Geburtstag …

**Teil 1 des Geburtstagsinterviews von Daniela Schwan in der AZ, März 2020 >**
> ***Geburtstagsretrospektive für TONI NETZLE***

Doch dann kam Corona und ich habe Toni nach dem Auftritt in Germering nie mehr wiedergesehen …

🌹 R.I P. liebe Toni,
heute Abend und in den nächsten Tagen werden viele Menschen den Erinnerungen nachhängen, die sie mit Dir verbinden …

EPILOG:
Glücklicherweise habe ich ein wenig von Tonis einzigartiger Bühnenpersönlichkeit bewahren können, anhand von Tondokumenten, auf denen sie aus ihrem Buch „Mein Alter Simpl“ liest oder – noch schöner – auf ihre unnachahmliche Art kommentierend, aus ihrem Leben erzählt. Die Erinnerung an diese Frau, Künstlerin und Ur-Münchnerin gehört bewahrt; sie ist Teil der Chronik dieser Stadt. Dafür möchte ich gerne, im Rahmen meiner Möglichkeiten, Sorge tragen.