In der Beitragscollage hat Gaby dos Santos ein Foto der Künstlerin Renée Rauchalles zwischen den Ausschnitten von zwei ihrer Bilder montiert, die auch für die Extreme ihrer eigenen Vita stehen: Links das Selbstbildnis in düsteren Farben, das ihre Versöhnung mit dem – unausweichlichen – Tod darstellt, rechts eines ihrer typischen abstrakten, das Leben bejahenden Gemälde: FortePiano
„FortePiano“ nennt sich ein Gemälde der Künstlerin Renée Rauchalles, mit dem sie 2019 in den New Yorker Kunstfrühling zur ARTExpo startete, und das ihre Lebenseinstellung exemplarisch wiederspiegelt: Der Fehlerhaftigkeit des Daseins setzt sie Farben in Bewegung entgegen, in deren Intensität sich ein Bejahen des Lebens ausdrückt:
Ein Aufblühen … Ein Forte, dass ohne das piano (leise, langsam, behutsam annährend) des anderen Bildes für mich unvorstellbar, sinnlos wäre …
Renée Rauchalles
Dieser Einstellung folgend, kontrastiert ihr Bild FortePiano auf faszinierende Art mit einem Selbstbildnis der Künstlerin, auf dem sie in verhalten Farben ihre Versöhnung, so der Titel, mit dem Tod, darstellt; für mich Synonym für ein friedvolles sich fügen in die Unausweichlichkeit des Stirb und Werdens … Dieses Werk, eines meiner Favoriten (s. linke Seite der Titel-Collage), stammt aus ihrem phantastisch realistischen Bilderzyklus:
„Renée Rauchalles setzt das Archetypische der Gefühle in sichtbar real existierende Vorgänge und Szenen. Diese Bilder sollen keinesfalls einen ausweglosen Zustand vermitteln, sondern vielmehr warnend ins Bewustsein der Menschen treten. Sie sind metaphorisierte Gebilde dessen, was kommen mag, wenn der Mensch seine Wachsamkeit (auch sich selbst gegenüber) verliert. Ihre Themen sind demzufolge meist globale Anliegen, die oft von der Realität eingeholt werden.“
Dr. Alexandra Hildebrandt, Literaturwissenschaftlerin

Von der Wirklichkeit selbst hart eingeholt, wurde auch die Künstlerin und zwar gleich mehrfach im Lauf ihres Lebens. Schicksalsschläge beendeten früh und jäh ihre Theaterlaufbahn und zwangen sie immer wieder in die Rolle einer mater dolorosa, ähnlich der einer Frida Kahlo, was ihren Wirkungsradius nach außen hin einschränkte. Dies wiederum schärfte ihren Blick auf die Außenwelt und inspirierte sie zugleich, künstlerisch einen Gegenpol zu schaffen, anhand einer lichten inneren Welt, die ihren Ausdruck in abstrakten Bildern findet, von der Malerin in warmen Farbtönen gehalten, mit klaren, ständig fließenden, jedoch niemals harten Linien.

Die Gegensätzlichkeit ihrer Bilderzyklen reflektiert für Renée Rauchalles …
„… zwei eng aneinander grenzende Welten, die doch stets getrennt bleiben und aus denen sich eine Wechselwirkung zwischen Dunkelheit und Licht,
zwischen Sichtbarem und Unsichtbarem, Realität und Traum entfaltet.
Dieses Prinzip des Lebens in zwei Welten drücke ich in der Gegenüberstellung meiner abstrakten zu meinen gegenständlich-realistischen Bildern aus. Letztere symbolisieren für mich unsere Realität, so, wie wir sie uns formen, weshalb sie faktisch gar keine Realität ist. Thematisch geht es in den Bildern um Gewalt, Macht, Umweltzerstörung – und den Tod.Im Gegensatz dazu stehen die abstrakten Bilder für einen inneren Frieden, der sich machtvoll nach außen verströmt!
RENÉE RAUCHALLES

Es muss sich bei Renée Rauchalles um einen besonders machtvollen inneren Frieden handeln, der ihr die Kraft gibt, nach jedem Rückschlag sofort wieder dort an ihre künstlerische Arbeit anzuknüpfen, wo sie unterbrochen wurde, eine eherne Haltung, die sich nach außen hin in einem flamboyanten Erscheinungsbild fortsetzt. Ich bewundere sie sehr, menschlich wie künstlerisch!
Passend zu diesem Bericht klingt auch der Titel ihrer bevorstehenden Online-Ausstellung an:
Renée Rauchalles in Kooperation mit
– Von der Dunkelheit ins Licht –

Ab 1. Juli 2021 > www.oehlmann-photography.de
Mehr zu Renée Rauchalles vielfältigen künstlerischen und publizistischen Aktivitäten:
Renée Rauchalles -Autorin und Malerin sowie Bühnenkünstlerin: Eine wechselvolle Vita in Übersicht
3 Kommentare zu „Die Vita „FortePiano“ der Künstlerin Renée Rauchalles“