Hauptbahnhof, die Dritte: „Um ein ungewolltes Mitfahren im Zug zu vermeiden, empfehlen wir, sich von seinen Lieben am besten schon am Bahnsteig, und nicht erst im Zug zu verabschieden. (…)“ empfahl heute der Münchner Pressesprecher der DB in einem Statement, nachdem ein TV-Team um ein Interview angefragt hatte. Ein – gelinde gesagt – weltfremder Tipp, wenn mich als besorgte Großmutter der Ausfall zahlreicher Waggons geradezu in den Zug zwingt, um meinen allein reisenden 12jährigen Enkel eine Sitzgelegenheit zu sichern, nachdem ein Chaos in puncto Platzreservierungen entstanden ist. Oder hätte ich den Jungen sich selbst überlassen sollen? Diese ausgesprochen überflüssige Schlaumeierei trübte mir jedenfalls für einen Moment das menschlich überaus positive Bild, dass mir gleich mehrere Mitarbeiter*Innen der Deutsche Bahn während meiner unfreiwilligen ICE-Rundfahrt München- Nürnberg – München am Freitag vermittelt hatten und das sich in nachstehendem Bericht/Link zusammengefasst findet >
Derzeit rührt die Geschichte unerwartet viele Menschen, Telefon und Email stehen bei mir nicht still, weil diese DB-Mitarbeiter*Innen sich EBEN NICHT hinter Floskeln, neunmal klugen Sprüchen und Regularien verschanzt, sondern ebenso menschlich, wie unbürokratisch und kreativ geholfen haben. Wenn die Leitung der Deutschen Bahn (und übrigens vielfach auch die Politik) ihre Klientel wieder erreichen und Image sowie Glaubwürdigkeit aufpolieren möchten, könnte das Verhalten dieser Schaffner*Innen gut als Blaupause in puncto zwischenmenschliche Kommunikation dienen! Einfach mal Herz ein- und dafür Rechthaberei und juristische Übervorsicht ausschalten.
Nachstehend das gesamte Statement der Deutschen Bahn/Pressestelle München, das mir freundlicherweise von Stefanie Bauer, CvD, 17:30 SAT.1 BAYERN, weitergeleitet wurde:
Wie telefonisch besprochen stehen wir für ein Interview nicht zur Verfügung.
Sollte ein Fahrgast seine Reise unfreiwillig antreten, ist er bei der DB kein „Schwarzfahrer“, solange er dem Zugbegleiter bei der Ticketkontrolle unaufgefordert sagt, dass er kein gültiges Ticket besitzt. Er kann dann die Fahrkarte zum sogenannten „Bordpreis“ erwerben (= Flexpreis + 19 Euro). Die entsprechende Regelung findet sich in unseren Beförderungsbedingungen (Kapitel 3.8.2, Seite 20):
https://www.bahn.de/m/view/mdb/bahnintern/agb/gesamt_2019/mdb_294591_befrderungsbedingungen_der_db_ag_-_stand_08_07_2019.pdfDarüber hinaus können unsere Zugbegleiter natürlich mit Blick auf die jeweilige Situation kulante Entscheidungen im Sinne unserer Kunden fällen.
Übrigens:
Um ein ungewolltes Mitfahren im Zug zu vermeiden, empfehlen wir, sich von seinen Lieben am besten schon am Bahnsteig, und nicht erst im Zug zu verabschieden. Reisenden, die Hilfe mit ihrem Gepäck benötigen, bieten wir einen komfortablen Gepäckservice > https://www.bahn.de/p/view/service/gepaeck/gepaeck.shtml
Der Service ist kostenpflichtig, ermöglicht aber ein im wahrsten Sinne des Wortes unbeschwertes Reisen – und ist auch kurzfristig buchbar („overnight“).
Soweit und so – mit Verlaub – humorlos, das Statement der DB/München.

Ansonsten hat sich, nach dem gestrigen Beitrag von Avzin Arbilly in der Bildzeitung, die Geschichte verselbstständigt. Mich erreichten heute von überall her Hinweise, wo man den Beitrag entdeckt habe, unter anderem inzwischen auch in Zeitungen, mit denen ich gar nicht im Gespräch gewesen war, siehe obige Foto-Collage. Diverse Radio-Sender haben Telefon-Interviews mit mir geführt und weitere Anfragen habe ich heute Abend auf meinem Anrufbeantworter vorgefunden.
Fazit: Allmählich hatte ich begonnen mich zu wundern, dass eine unorthodoxe Zugfahrt einen derartigen Hype auslösen kann, bin aber inzwischen, auch dank der zahlreichen Kommentare in den Sozialen Netzwerken, zu der Erkenntnis gelangt, dass wir alle einfache Geschichten mit viel Herz und einem Happy End lieben und auch gerne weiter erzählen …
Und das ist wunderschön so! 🙂
... und wie ging nochmal genau Andy Warhols Spruch mit den 5 Minuten Berühmtheit ..? 😉
Aber wer ist eigentlich „Oma Gaby“?

Eine Gaby dos Santos, die sich seit über 20 Jahren mit Herzblut der Kunst und Kultur widmet, PR-Aktionen inklusive. Zum Ruhm jedoch hat mich erst und ausschließlich das „Oma-Gaby-Abenteuer“ geführt. Soweit zu Cultura und Boulevard 😉
6 Kommentare zu „Oma Gaby im ICE – Andy Warhols 5 Minuten Ruhm“
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