Die Rauchschwaden des Kasino-Feuers über dem Genfer See, die einst Deep Purple zu ihrem Kulthit „Smoke On The Water“ inspiriert hatten, breiten sich in diesem Sommer symbolisch im Olympiaturm aus, genauer gesagt im dort beheimateten Rockmuseum München, im Rahmen einer DEEP PURPLE gewidmeten Ausstellung von Rockfotograf Didi Zill. Dieser hatte, als enger Freund, die Band auch zur Produktion des Albums „Machine Head“ nach Montreux begleitet. Am 4. Dezember 1971 also befand sich Deep Purple in Montreux, um ein neues Album in einem mobilen Tonstudio aufzunehmen, das sie von den Rolling Stones gemietet hatten. Sie bezogen Quartier in einem Gebäude, das zum Casino von Montreux gehörte (das „gambling house“, auf das der Text sich bezieht). An diesem Abend gaben Frank Zappa und The Mothers of Invention ein Konzert im Casino, während ein Feuer ausbrach. Angeblich hatte ein Schweizer Fan mit einer Signalpistole an die Decke des Konzertsaals geschossen („some stupid with a flare gun“ heißt es im Text). Der komplette Gebäudekomplex mitsamt dem Equipment der Mothers wurde zerstört. Der „Funky Claude“, der im Lied erwähnt wird, war Claude Nobs, der Direktor des Montreux Jazz Festivals, der den Besuchern half, sich vor den Flammen zu retten („Funky Claude was running in and out/Pulling kids out the ground“). Der Titel des Songs, „Smoke On The Water“ bezieht sich auf den Rauch, der sich über dem Genfersee ausbreitete und der von den Musikern von Deep Purple in ihrem Hotel beobachtet wurde. (Quelle: Wikipedia > MEHR)

Den Originaltext von „Smoke On The Water“ hat Zeitzeuge Didi Zill damals fotografisch festgehalten und in die Ausstellung im Rockmuseum München integriert, dem mit 290 Metern vermutlich höchst gelegenen Museum der Welt!

Doch mag die Lage des Museums auch ätherisch anmuten, umso greifbarer gestaltet sich hier die Welt des Rock und Pop, auf die man in Form kultiger Exponate trifft, wie z. B. das Klavier Elton Johns, Poster, private Schnappschüsse und informative Texttafeln. Hinzu kommen Konzerte, Führungen und Veranstaltungen mit Zeitzeugen*Innen auf Tuchfühlung mit dem Genre und dessen Stars.
So hielt nun, zu Beginn der Sommersaison 2019, Rock-Geschichte einmal mehr Einzug in den Olympiaturm: Eröffnet wurde, im Rahmen einer Pressekonferenz, die DEEP PURPLE-Ausstellung von Didi Zill, aus seiner Foto-Reihe „Magic Moments Of Rock & Pop„. Zill war übrigens zunächst selbst als Musiker auf der Bühne gestanden, bevor er die Seiten wechselte und im Verlauf seiner Karriere das Who is Who der internationalen Rock- & Pop-Szene vor die Kamera bekam. Ein besonders enges Verhältnis entwickelte er zu den Musikern von „Deep Purple“ und wurde so auch Zeuge jener Ereignisse, die die Band zu ihrem legendären Song „Smoke On The Water“ inspiriert haben.
In seiner Ansprache im Rockmuseum München erläuterte Zill, dass ohne seine Freundschaft zu diversen Bandmitgliedern einige der ungewöhnlich privaten Fotos nie hätten realisiert werden können.

Didi Zill und Herbert Hauke eröffnen in nachstehendem Video mit persönlichen Reminiszenzen die DEEP PURPLE Ausstellung im Rockmuseum München, am 17.5.2019

Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Rock-Reminiszenzen“ und mit der Ausstellung beschränkte sich bei mir natürlich nicht auf das spielerische Posen, wie auf obigem Foto, das übrigens Museums-Chef Herbert Hauke noch vor Eröffnung der Ausstellung hinter geschlossenem Vorhang aufgenommen hat. Mich bewegte vielmehr die fotografische Wiederbegegnung mit Idolen meiner Jugend, deren Riffs und Rhythmen damals nicht nur meinen Musikgeschmack trafen, sondern für auch einen Teil des Soundtracks einer ganzen Generation im Aufbruch bildeten. Junge Menschen weltweit und nur wenig älter als ich, trauten sich, wofür mir noch die Konsequenz, der Mut und die Möglichkeiten fehlten: Althergebrachte Konventionen sprengen und die dadurch gewonnenen Spielräume mit neuen Werten füllen. „Love & Peace!“ Wie vielversprechend und zugleich entschieden klang damals diese Losung, untermalt vom Dröhnen der Bässe meiner rockigen Herolde, omnipräsent in den Medien, auf Autogrammkarten und Tonträgern und doch so unerreichbar …

„Love & Peace!“ lautet auch die Grußformel, die sich Arno Frank Eser für seine Newsletter aus dem Rockmuseum zu eigen gemacht hat. „Glücklicherweise“, möchte ich sagen, denn darin begegnen mir die Werte unserer Jugend wieder und zugleich, assoziativ, ein Echo jener Musik, die für mich im Rückblick mehr bedeutet, als die Wiedererkennungsmelodie zu einer längst vergangenen Begegnung, einer Sternstunde oder zu einem Adieu. Weit über die passive Beschallung von Lebensmomenten hinaus, begleitet sie mich als zeitloser Ausdruck einer Lebenshaltung, im Fahrwasser jenes „Love & Peace“.
Entsprechend stellt für mich auch das Rockmuseum mehr dar, als nur ein Show-Room für Pop-Devotionalien. Es lädt zum Rendevous, unter gleichgesinnten Besucher*Innen, mit ikonologischen Exponaten aus einer Zeit des Aufbruchs, die bis heute nachwirkt.
Dabei erscheinen mir deren ursprüngliche Besitzer*Innen, jene entrückten Rockmusik-Heldinnen und Helden meiner Jugend, an diesem Ort sehr nahbar, weil die Verbindungen von Arno Frank Eser und Herbert Hauke tief in der internationalen Rockszene verwurzelt sind – man kennt sich eben seit jeher – ein Vorzug, der sich ab dem Tag der Eröffnung des Museums, am 1. Dezember 2004, zeigte:
„Zur Eröffnungs-Pressekonferenz, die mit einer Party kombiniert wurde, kamen Uriah Heep, Jim Marshall (der Erfinder der gleichnamigen Verstärker), Superdrummer Pete York, der Münchner Bluesbarde Willy Michl, Leslie Mandoki, Mark Dorendorf, The Creapers aus dem hohen Norden und viele mehr. Uriah-Heep-Chef Mick Box brachte es vor laufenden Kameras auf den Punkt: “Noch ein paar Meter höher, und Jimi Hendrix, Janis Joplin, Bob Marley und alle anderen Freunde im Himmel könnten heute mit uns zusammen Party machen!”; Quelle Homepage > MEHR
Das gilt besonders für Insider wie Musik-Fotograf Didi Zill, dessen lebhafte Schilderung persönlicher Erlebnisse zu seinen Exponaten mich intensiv in die Ausstellung hinein versetzten. Die vielen erläuternden Texttafeln leisteten ein Übriges …

Und ganz offensichtlich empfinde nicht nur ich Didi Zill Foto-Reihe als äußerst inspirierend: Nachstehendes Video zeigt den klangvollen Spontan-Beitrag eines Besuchers nach einer Tour durch die Ausstellung. Herbert Hauke postete dazu: „Besucher Heinz Berg mit einem spontanen Ständchen im Rockmuseum. Thank you crazy guy👍👍👍“
Vergangenen Montag habe ich die Ausstellung bereits zum zweiten und sicher nicht letzten Mal besucht … Wobei im Rockmuseum am spannendsten immer die geführten Besuche sind. Um diesen zeitgeschichtlichen Genuss künftig nonstop zu gewährleisten, ist eine virtuelle Begehung des Rockmuseums in Planung. Wie man sich solcher Art Tour in der virtuellen Welt vorzustellen hat, konnte ich bereits bei der Pressekonferenz im Mai, am Stand von Punching Pictures testen, wenn auch bislang nur mit einer Frankfurter Luxuswohnung als „Dummy“ 😉

Ob nun in steinzeitlichen Höhlen oder in luftigen Münchner Höhen – verdankt Homo Sapiens seine Kunst und Kultur in großem Umfang privaten Initiativen; diesbezüglich exemplarisch liest sich eine Seite der Homepage des Rockmuseum München: Jahrelang hatten der Münchner Finanzkaufmann Herbert Hauke und sein Projektpartner Arno Frank Eser, seines Zeichens Musikjournalist, nach einer geeigneten Location für ihr Unternehmen gesucht. Und als ihnen von der Olympiapark GmbH die Besucherplattform des Olympiaturms als Zwischenlösung auf dem Weg zu einem “großen” Rockmuseum angeboten wurde, war ihre erste Reaktion: “Viel zu klein, da passen doch höchstens zwei Prozent unserer Sammlung rauf ” > MEHR

An dieser Situation hat sich in den 15 Jahren seit der Eröffnung 2004 nichts geändert: „Ehrenamtlich betrieben zeigt das Rockmuseum nur etwa 1% der wahrscheinlich größten Sammlung aus nie veröffentlichten Fotos, Zeitdokumenten und Instrumenten (…)“, fasst die Münchner Werbeagentur Pickl United treffend zusammen. Kurzerhand haben Inhaber Alexander Pickl und sein Team sich zur Unterstützung des Rockmuseums entschlossen und gleich einmal Taten, in Form einer Serie von Bildmotiven, folgen lassen, von denen sich nachstehend eine Auswahl findet.
Damit nicht genug, habe ich in Person von Sara Al Zihairi, der zweiten Ansprechpartnerin von Pickl United, einen veritablen Rock Fan in der „next generation“ entdeckt und von ihr erfahren, dass sich München einer aktiven jungen Rockszene erfreut, mit einer ganzen Reihe eigener Musik-Kneipen, von denen ich noch nie etwas gehört hatte! Das geht gar nicht. Daher steht für mich eine Erkundungstour durch dieses für mich unbekannte Terrain spätestens im Herbst fest, vorzugsweise in Begleitung einer 1a-Riege altgedienter Rockmusiker*Innen 😉

Da bekanntlich „nach der Show“ gleichbedeutend mit „vor der Show“ ist, läuft im Rockmuseum schon die Planung für weitere „Magic Moments Of Rock & Pop“ von Didi Zill im kommenden Jahr, sogar der Termin steht schon fest:
Angekündigt hatte diese Fortsetzung Herbie Hauke schon anlässlich der Pressekonferenz im Mai, und wer Herbie näher kennt, weiß, dass die Protagonistin dieser Ausstellung eine ganz besondere Rolle in seinem Lebenslauf spielte, der schließlich in der Eröffnung des Rockmuseums, zusammen mit Arno Frank Eser, gipfelte. Aber das ist wieder eine ganz neue Geschichte aus den magischen Sphären des Rockmuseums über den Wolken …

Auf Grund von Corona musste in Folge die Tina-Turner- Ausstellung auf umbestimmte Zeit verschoben werden.
Ein Bildband von Didi Zill in limitierter Auflage:

Persönliches Fazit: Das Rockmuseum München im Olympiaturm, für mich auch ein Ort des Träumens, nicht nur „von Damals“, sondern vor allem WIE DAMALS 😊
www.rockmuseum.de

Mehr dazu auch im GdS-Feature über
EIN LEBEN FÜR DIE ROCK-MUSIK
5 Kommentare zu „Rock-Geschichte und Geschichten über den Dächern Münchens – Eindrücke, Fotos sowie ein Video zur „Deep-Purple“-Ausstellung von Didi Zill im Rockmuseum, 2019“
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