Zürich 1919: Während Sieger und Besiegte in Versailles jene fatalen Weichen stellten, die in den Zweiten Weltkrieg führen sollte, blieb eine Abordnung des anderen Teils der Gesellschaft, also der Frauen, nicht untätig. Gerade hatten Frauen in einigen europäischen Staaten das Wahlrecht erhalten und einige von ihnen bereits zuvor, 1915, die erste transnationale Friedenskonferenz von Frauen in Den Haag organisiert, aus der die bis heute aktive IFFF – Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit hervorging. Nun also, 1919, trafen sie sich in der Schweiz, um politische Ziele zu formulieren, die von nachhaltiger Wirkung unter anderem für die UNO sein würden. Dennoch ist dieses Kapitel politisch-emanzipatorischer Pionierarbeit weitestgehend unbekannt geblieben, in der damals noch männlich geprägten Gesellschaftsordnung. Und lohnt einen Blick zurück:
WOMEN DELEGATES FROM 15 COUNTRIES:
23 American, 3 Australian, 4 Austrian, 23 British, 6 Danish, 3 French, 3 Dutch, 27 German, 2 Hungarian, 3 Irish, 1 Italian, 5 Norwegian, 1 Romanian, 11 Swedish, 18 Swiss and 4 Polish delegates.
The French government barred the French delegation from attending.

“Our Congress is an alternative to the traditional conventions of state-centric and male dominated international relations playing out in Paris/Versailles. I honour you women from both sides of the conflict who, because of your opposition to the war, have faced harassment and approbation from your governments and fellow citizens. The war methods of government espionage against pacifists are identical in all nations. You will share wierth one another your wartime experiences, hopes for the future, and how you will advocate for post-war social reform in your home countries”. (JANE ADDAMS)
”Even if we hold different opinions, one thing is undeniable, women can only come in their full inheritance in a state or a community life, which is founded not on force but on justice, a unity based on a living and yet unified variety”. (CLARA RAGAZ)

Vom 12. bis 15. Mai 1919 tagte im Anschluss an das Ende des Ersten Weltkrieges die Internationale Frauenliga für Frieden und Freiheit (IFFF) im Zürcher Glockenhof. Dies war die zweite grosse Konferenz der bedeutenden IFFF (englisch: Women’s International League for Peace and Freedom WILPF), die heute mit Sektionen auf der ganzen Welt vertreten ist. Als Präsidentin der Schweizer Delegation der IFFF hatte damals Clara Ragaz den Frauenkongress in Zürich organisiert, an dem 150 Frauen aus 16 Nationen teilnahmen. Clara Ragaz war eine pazifistische Netzwerkerin, sozial engagiert, die für die Rechte der Frauen eintrat. (…) / (Quelle: Einladungstext der IFFF)

Genau 100 Jahre später packen Vertreterinnen der heutigen Generation von IFFF-Frauen erneut ihre Koffer um sich auf den Weg nach Zürich zu machen und in dem selben Gasthof Zur Glocke, wie vor 100 Jahren zu tagen. Hinter ihnen liegt bereits ein > Marathon an Veranstaltungen: Demos, szenische Lesungen, Konferenzen, Filme, Workshops/Seminare quer durch die EU, initiiert von der Münchner Sektion der IFFF (WILPF) Deutschland.

Anlässlich des 100. Jahrestages dieser Zusammenkunft organisieren die schweizerische Sektion der WILPF, der Schweizerische Friedensrat und die Frauen für den Frieden eine Jubiläumskonferenz im Zürcher Glockenhof am 11. Mai 2019 unter dem Namen «Zürich für den Frieden». Die Konferenz erinnert an die politische und gesellschaftliche Situation nach dem Ende des Ersten Weltkrieges, wo mutige Frauen sich für die gleichberechtigte politische Teilhabe von Frauen bei der Überwindung der Ursachen künftiger Kriege eingesetzt haben, und arbeitet an der heute bedeutungsvollen Rolle der Zivilgesellschaft für den Frieden.
Ein Höhepunkt des Jubiläums wird sicher das „Re-enactment“, das damalige Schlüsselfiguren in Form einer szenischen Lesung wiederbelebt, die da waren:
Jane Addams/US, Clara Ragaz CH, Aletta Jacobs/Holland, Anita Augspurg, Lida Gustava Heymann/Germany,
Chrystal Macmillan, UK, Yella Hertzka, Leopoldine Kulka/Austria, Rosa Genoni/Italy, Jeanne Mélin/France, NN. PolandKurzbiografien dieser Frauen finden sich auf der Website von „Woman Vote Peace“ > LINK
Zum
> PROGRAMM-FLYER ZÜRICH 2019
Gerade in der ZEIT erschienen
Internationale Frauenliga: „Die Friedensmacherinnen“
Im Mai 1919 traf sich die internationale Frauenliga zum Kongress in Zürich. Viele ihrer Forderungen sind noch heute aktuell.
Von Birte Förster
ZURICH19
by Regina Birchem, US,
former WILPF-President

5 Kommentare zu „11. Mai 2019: Zürich reloaded – Die IFFF/WILPF auf der Zielgeraden zum 100jährigen Jubiläum der Frauen-Friedenskonferenz in Zürich im Mai 1919“
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